Die Physiker

Komödie von Friedrich Dürrenmatt
bearbeitet und in Szene gesetzt von Wolfgang Stock

Nachfolgender Text ist dem Programmheft entnommen:

Friedrich Dürrenmatt wurde als Sohn eines Pfarrers 1921 in Kanolfingen im Kanton
Bern geboren. Zunächst verfolgte er den Wunsch, Zeichner und Maler zu werden.
Gleichzeitig versuchte er sich als Theaterkritiker und schrieb Sketche und Stücke
für Kabarett und Bühne. Als Brotarbeit entstanden Kriminalromane und Hörspiele
(1957 Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1958 Prix Italia). Auf "Romulus der Große",
"Die Ehe des Herrn Mississippi", "Ein Engel kommt nach Babylon", "Der Besuch
der alten Dame", erfolgte u.a. 1962 sein Welterfolg "Die Physiker".

In einer privaten Irrenanstalt leben drei verrückt gewordene Physiker; einer hält
sich für Newton, einer für Einstein und einer heißt nur Möbius. Als sie ihre
Krankenschwestern ermorden, stellt sich heraus, daß alle drei Simulanten sind,
die ihre Morde begingen, weil sie sich durchschaut fühlten. Möbius spielt den
Irren, weil seine
Entdeckungen zu ungeheuerlich sind, daß sie das Ende der
Menschheit bedeuten, falls sie in die Hände der Mächtigen fallen (Was hier für
die Physik steht, gilt heute mehr denn je für Techniken und Theorien, die das
Eigentümliche unseres Menschseins neu definieren und verändern wollen).

Alle drei Physiker, zwar unterschiedlichen Intentionen verpflichtet, kommen am
Ende zu der Erkenntnis, lieber freiwillig im Irrenhaus zu bleiben, als daß sie die
Welt in ein Irrenhaus verwandeln. Ja, wäre da nicht die Chefin der Anstalt,
Mathilde von Zahnd, eine monströse alte Jungfer!!!

Dürrenmatt schuf mit seinem, nach den strengen Regeln der Einheit des Ortes,
der Zeit und der Handlung gebauten Stück, eine wahrhaft aristophanische Posse,
in der wilde Komik und blankes Grauen dicht nebeneinander liegen.
Je harmloser und heiterer auf der Bühne agiert wird, desto schockierender wirkt
die theatralische Brillanz des Geschehens.
Der Autor, einmal befragt in welchem Verhältnis seine "Physiker" zu Brechts
"Galilei" stünden, antwortete lakonisch: "Ich wollte keine Tragödie, sondern das
Satyrspiel vor der Tragödie schreiben".

Dürrenmatt weiter über die "Physiker": "Eine Geschichte ist dann zu Ende
gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Je plan-
mäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer mag sie der Zufall treffen.
Der Inhalt der Physik geht die Menschen an, die Auswirkungen alle Menschen.
Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muß scheitern.
Was alle angeht, können nur alle lösen."


Unsere "Physiker":


Dr. med Mathilde von Zahnd, Irrenärztin Luzia Platt
Marta Boll, Oberschwester Christel Steinkamp
Monika Stettler, Krankenschwester Romina Schreiber
Uwe Sievers, Oberpfleger Matthias Holly
McArthur, Pfleger Bernd Hageleit
Murillo, Pfleger Max Nauheimer
Herbert Georg Beutler, "Newton", Patient Sören Wilkening
Ernst Heinrich Ernesti, "Einstein", Patient Karl Heinz Jochim
Johann Wilhelm Möbius Ralf Keß
Missionar Oscar Rose Hans-Joachim Schäfer
Frau Missionar Lina Rose Ursula Zürn
Adeline Friederike, ihr Kind Katja Szepanski
Katharina-Wilfriede, ihr Kind Sandra Kindsmüller
Jörg Lucas Sven Schäfer
Richard Voß, Kriminalinspektor Peter Keller
Blocher Hanskarl Fröder
Gerichtsmediziner Manfred Weber


Und all diejenigen, ohne die eine Aufführung undenkbar wäre:

Bearbeitung und Regie Wolfgang Stock
Bühnenbild, Titelgrafik, Programm und Plakat Otmar Laut
Violinsoli und Tonaufnahme Erich Theis
Bühnenbau Adam Mohr
Matthias Holly
Max Nauheimer
Technik Gerhard Szepanski
Anton Hartkorn
Kostüme Annerose Lehrig
Maske Angelika Helm
Inspizienz Erika Schäfer
Erich Steinkamp
Koordination Marga Holly
Souffleuse Helga Stock
Requisiten Max Nauheimer
Otmar Laut
Adam Mohr




Natürlich darf in einem Programmheft auch die Werbung in eigener Sache nicht
fehlen. Und deshalb war dort zu lesen:


Das FAT SCHAU*SPIEL nannte sich anfangs KASPER Theater, das sollte
buchstabiert heißen: K = Kunst, A = Amüsement, S = Spannung, P = Parodie,
E = Erbauung, R = Rührung; eben die ins Wort gefaßte Abfolge dessen, was
Theater bedeutet. Da mag sich mitunter der Anteil der Zutaten verändern, wichtig
bleibt aber immer, daß am Schluß alle Beteiligten, Zuschaer wie Spieler, auf ihre
Rechnung kommen.

So zwischen Wunsch und Erfüllung gestellt, versuchen wir darstellende Amateure,
Nachfahren der Gaukler und Possenreißer, die Wirklichkeit zum Spiel und das
Spiel zur Wirklichkeit werden zu lassen. Wir lieben das Theater und in den
geglückten Momenten, in denen der Funke zur Flamme wird, liebt das Theater
auch uns.

Wir haben unser Domizil in Flörsheim, traten aber auch schon bei den
Internationalen Theatertagen in Hanau und Des Moines, USA, auf, sowie bei den
Hessentagen in Hofheim und Lich.

Wir spielten Stücke von Joan Bethencourt, Curt Goetz, André Roussin,
Jean Paul Sartre, Neil Simon, Wolfgang Stock, Anton Tschechow, Thornton Wilder,
Peter Ustinow.

Das 1996 mit großem Erfolg aufgeführte Werk von Wolfgang Stock "Das Neue
Spiel vom Verlobten Tag" wurde vom FAT getragen, um dessen Ensemble sich
die stattliche Zahl von insgesamt 80 Spielern und Mitarbeitern gruppierte.



*** WANTED ***
Person männlichen Geschlechts

Alter: 18 - 30 Jahre
Aussehen: mittelprächtig bis hervorragend (muß sich selbst im Spiegel ganz
passabel finden
Besondere Fähigkeiten: muß sich verstellen können
Geboten wird Betätigung als: Genie, Rebell, Krankenkassenpatient, jugendlicher
Held und Liebhaber
Wann: Einmal, gelegentlich auch zweimal in der Woche
Wo: FAT SCHAU*SPIEL Flörsheim
Arbeitsbeginn: möglichst gestern

Sachdienliche Hinweise erteilt: der Vorstand des FAT und jeder andere FATler

P.S. Anfänger werden bevorzugt, aber auch Könner haben eine Chance.
P.P.S. Wenn Sie, verehrte Leserinnen und Leser, Lust verspüren, bei uns
mitzutun und das eine oder andere der oben angegebenen Merkmale nicht erfüllen,
sind Sie uns trotzdem herzlich willkommen.


Und noch ein P.P.P.S. der Redaktion:
Natürlich ist diese Fahndungsmeldung auch heute noch aktuell, liebe Leserinnen
und Leser!