Der "Schwarze Tod" kehrt zurück Presseartikel aus der Main Spitze vom 18.05.2009, von Elke Flogaus
STADTFÜHRUNG "Flörsheimer Amateurtheater" lässt Geschichte lebendig werden
Was sich 2008 schon als publikumswirksamer Erfolg erwiesen hatte, daran wurde
am Samstag mit der ersten von drei historischen Stadtführungen in diesem Jahr
nahtlos angeknüpft. Die Darbietung zum Thema "Als die Pest nach Flörsheim kam"
zog die über 60 Teilnehmer wieder in ihren Bann.
Das Faszinierende war erneut die Kombination aus dem unerschöpflichen Wissen
über Flörsheimer Stadtgeschichte von Stadtarchivar Hans Dieter Darmstadt, der stil-
gerecht im Gewand des Gerichtsschreibers Martin Johann Neumann auftrat, und den
Vorführungen des "Flörsheimer Amateurtheaters" (FAT), dessen Akteure das Jahr
1666 lebendig werden ließen.
In vier ergreifenden Szenen beschworen sie die Dramatik jener Zeit herauf, als der
"Schwarze Tod" über die damals kleine Gemeinde hereinbrach und ein Drittel der rund
750 Einwohner dahinraffte. Die gewählten Kulissen der Altstadt unterstrichen dabei
die schauspielerische Glanzleistung der Amateurschauspieler, wie sie zwischen-
menschliche Konflikte, die Verzweiflung, das Hadern mit dem Schicksal und den
Disput zwischen dem korrekten Schultheiß und dem nach pragmatischer Hilfe
strebenden Pfarrer Laurentius Münch zum hautnahen Erlebnis machten. So wetterte
der Bürgermeister: "Schickt uns einen Priester, dem das Seelenheil wichtiger ist, als
Essigtücher vor der Nase".
Dass bei den durchaus bedrückenden Schilderungen auch stets deftige Wortgefechte
für Erheiterung sorgten, ist dem Autor Wolfgang Stock zu verdanken, während Luzia
Platt als Regisseurin für die hervorragende Umsetzung gesorgt hatte. Als organisa-
torisches Meisterwerk sei hier auch die tontechnische Unterstützung des Ehepaars
Wittekind erwähnt, die für blitzschnelles Funktionieren an vier Standorten sorgten.
Hier fiel natürlich zugleich das Zusammenwirken mit Stadtführer Darmstadt ins
Gewicht, der in den Umbauphasen an verschiedenen Stationen Erläuterndes und
Informatives beisteuerte, seien es nun Lebensumstände der damaligen Bevölkerung,
die wichtige Funktion des Mains als Transportweg, die zahlreichen Gasthäuser, die
Entstehung der Stadtmauer, der Erhalt einiger alter Fachwerkhäuser aus dem
17. Jahrhundert, Einzelschicksale früherer Bewohner oder die hygienischen Ver-
hältnisse, die heute kam noch vorstellbar sind, mit einer "Puddelkaut" (Misthaufen)
vor der Haustür und einer Rattenplage.
"Mit großer Feinfühligkeit und Sensibilität" seien alle Beteiligten ans Werk gegangen,
betonte Kulturamtsleiterin Haidi Schilling, als im Museumshof schließlich die
Schlussszene über die Bühne gegangen war, nämlich das Versprechen des "Verlobten
Tages", eines Dankesprozession abzuhalten, solange in Flörsheim noch Stein auf
Stein steht. Der lang anhaltende Applaus mischte sich mit dem Gefühl, dieser Zeit
wirklich begegnet zu sein und dem Erstaunen, dass zweieinhalb Stunden bei der
Stadtführung im Nu verlogen waren.
Gebannt verfolgen die Teilnehmer an der historischen Stadtführung
das vom "Flörsheimer Amateurtheater" in Szene gesetzte
Geschehen, als 1666 die Pest nach Flörsheim kam.
Hier die Schluss-Szene im Museumshof.
Foto: Elke Flogaus